Hiddenseemarathon 2018

Erstellt am 20. September 2018

Nach Stralsund zum Hiddenseemarathon wollte ich schon immer mal fahren. Allerdings habe ich nicht so viel Großgewässererfahrung. So traf es sich sehr gut, dass Jürgen auch Interesse an dieser Veranstaltung hatte. So konnten wir zwei Eigenschaften vereinen, Jürgens Gespür für Wellen und Meer und meine Vorliebe für lange Strecken.
Irgendwann im Frühjahr begannen wir dann die langen Strecken zu paddeln, weil für einen 70km Wettkampf sollte man schon mal mehrmals bis 45 km im Training in den Armen haben. Auf so einer langen Strecke spielt natürlich auch der Kopf eine sehr große Rolle. Die Frage: „ Warum mache ich das ?“ sollte erst gar nicht auftreten. Auch ernährungstechnisch haben wir uns weiter entwickelt. Matetee mit Maltodextrin ist dann doch besser als alkoholfreies Bier von Lidl…jedenfalls im Wettkampf.
Unser Boot / Ski war ein V 8 double geliehen von Jürgen Brings . Eigentlich für uns viel zu „ fett“ aber wir wollten kein Risiko eingehen. Auf so einer langen Strecke in einem wackligen Boot /Ski bringt zum Schluss die Koordination dann doch vor Probleme. Es geht zuviel Energie für das Stützen verloren. Die Anreise war entspannt , dank Hagen aus Müggelheim der uns nach Stralsund hochfuhr . Danke nochmal dafür !
In Stralsund angekommen versprach das Wetter wirklich traumhafte Bedingungen. Am Morgen sollte der Wind fast nicht vorhanden sein, mittags dann auf Nord drehen. Also Rückenwind! Um 20 UHR gab es die obligatorische Fahrtbesprechung, es gab vier Meldeschiffe, jede Menge Verbotszonen, Tonnenstrassen zu beachten. Da wir erst um 07 Uhr starten sollten , hatten wir den Vorteil immer Paddler vor uns zu sehen. Der Weg würde sich also schon irgendwie ergeben.
Am nächsten Morgen starteten wir dann in einem relativ kleinen Feld um 07 Uhr. Der Start für die Kajaks und Einersurfski war dann schon um 06 UHR. Gut es gab auch drei Surfskieiner in unserem Feld , aber die drei sind auch von einer anderen Welt . Gordon Habrecht z.B., er trat zum längsten Rennen seiner bisherigen Laufbahn an. Es bildete sich auch gleich eine Spitzengruppe, die entspannt im 12,5 Km/h-Tempo sich von uns entfernte. Dort mitzufahren, hätte uns platzen lassen. Also ganz entspannt 11 km/h setzen und in den Körper hinein schauen. Unsere Gruppe bestand aus zwei V 8 double männlich, einem V 10 mix und einem Holzkajak K 2 männlich. Der V 8 double wirft eine gute Welle, und schon bald hatten wir das Holzkajak auf der Welle. Dessen Pilot hatte wohl eher kein Selbstbewußtsein, wenn wir zur Seite fuhren, kam er hinterher. Diese eindeutigen Zeichen verstand er leider nicht. Irgendwann schon auf Höhe Hiddensee kam eine Motorbootwelle und wir konnten ihn abschütteln. Man kann ja mal luschen, aber dann bitte auch mal die Führung übernehmen. Das war auch der Moment wo wir die ersten 06 UHR Starter überholten. Der Weg war jetzt wirklich gut zu finden, immer den Kajaks nach. Interessant war aber auch, dass hier an der Westküste von Hiddensee eine Strömung stand, welche uns merklich ausbremste. Das zweite Meldeboot lang ganz im Norden, kurz noch an der Steilküste vorbei und wir hatten Rückenwind! Dort überholten wir einer Zweiersurfski aus unserer Startgruppe, die allerdings schon „ blau „ waren, Habrecht und Co waren doch zu schnell gewesen. Sonst waren allerdings kaum noch Paddler zu sehen, wir mussten dann doch mal auf die Karte schauen. Durch den Wind hatten wir wieder eine „12“ auf dem Tacho, das beruhigte mich ungemein. Eine Zeit unter 7 h war durchaus greifbar! Unsere Ess- und Trinkpausen nahmen etwas zu, aber das ist völlig normal. Zum dritten Meldeschiff mussten wir dann mit dem restlichen Verkehr die Tonnenstraßen benutzen. Der Bodden dort ist sehr flach, Paddeln bringt keinen Sinn und wird auch nicht geduldet, da Nationalpark. Aber der Verkehr hielt sich in Grenzen, in Berlin ist da oft mehr los. Irgendwann öffnet sich der Bodden südwärts und man sieht ganz weit hinten eine Halle, das ist die Werft in Stralsund. Allerdings sind es dann noch 25 km bis zum Ziel. Hier kommt jetzt der Moment, gerade bei schlechtem Wetter, wo man einfach mal nur Körper sein muss. Jetzt zu hinterfragen: „warum, weshalb und überhaupt..“ bringt nichts. Aber uns ging es gut um nicht zu sagen perfekt! Wir sammelten immer noch vereinzelte Paddler ein, und ich nahm aus mentalen Gründen den ersten Schluck alkoholfreien Bieres aus der Plasteflasche. Von Geschmack halt doch besser als Minze mit Malto, mein Bauch war aber nicht dieser Meinung...Das vierte Meldeboot war schnell passiert, der Wind wurde immer besser, die 11,5-12 auf dem Tacho stand. Nun konnte man durchaus von einer Zeit unter 06:15 h träumen. Dafür galt es aber noch ein wenig zu schaffen, Jürgen aber war extrem gut drauf, hohe Frequenz , immer auf der Suche nach einer Welle. Das riss mich mit allerdings musste ich schon ein wenig schnaufen. Der Steg kam immer näher, anfangs dachte ich da stehen ganz viele Kinder drauf . Aber nee, da standen alle die da waren und applaudierten! Mit dieser Gänsehaut kamen wir bei offiziellen 06:14 h ins Ziel.
Das Aussteigen funktionierte sogar noch, gehen ging auch. Unser Boot wurden von freundlichen Helfern an Land getragen. Erst jetzt merkten wir, dass wir doch gut unterwegs waren, denn das Ü50 Team aus Stralsund im V 10 war nur 7 min vor uns im Ziel. Wenn ich mal über 50 bin, will ich auch so schnell paddeln! Der Sieger hat alle bisherigen Zeiten pulverisiert 05:35 h auf 70 km. Gordon Habrecht ist nicht von dieser Welt! Respekt!

Fazit: Diese Veranstaltung ist eigentlich ein Muss. Ausreden wegen der zu langen Strecke zählen nicht, da auch eine Dreierstaffel angeboten wird. 70 durch 3 macht für jeden eine machbare Strecke. Die Landschaft und einen liebenswerten Kanuverein gibt es gratis noch dazu. Anschließend kann man sich auch noch die Kanuwoche gönnen.