Geht nicht - gibt's nicht! Store Styrkeprøven 2019

Erstellt am 10. Juli 2019

Normalerweise kennt ihr uns nur als eure Trainer am Beckenrand, aber in den nachfolgenden Zeilen sind eure Trainer ausnahmsweise die Sportler. Worum geht es? Wir suchen immer wieder sportliche Herausforderungen. Normalerweise hält sich das Pensum im Rahmen, aber dieses Mal sollte es anders kommen.

Ich erinnere mich noch genau an den Tag, als Tobias mir von seiner Idee erzählt hat. Er wollte am Store Styrkeprøven 2019 teilnehmen. Jetzt werden sich sicher die Meisten fragen, was das eigentlich ist. So ging es mir damals auch. Eigentlich ist das relativ einfach erklärt. Der Store Styrkeprøven „ist der bekannteste Radmarathon in Norwegen, der jährlich zur Sommersonnenwende ausgetragen wird“.[1] Jetzt mag man sich denken, ein Marathon geht über 42 Kilometer und das ist mit dem Rad schnell erledigt, aber falsch gedacht. Tatsächlich ist die Strecke 540 Kilometer lang und führt von Trondheim nach Oslo. Das ist etwas weiter, als per Luftlinie von Berlin nach München. Weil das noch nicht Herausforderung genug war, gab es auch noch ein Zeitlimit von 30 Stunden.

Da ich noch am selben Tag zugesagt hatte, ging es nur noch darum weitere Mitstreiter zu überzeugen. Nach langen Verhandlungen konnten wir Volker und Christian überzeugen. Gleichzeitig konnten wir Greta, Jolin und Jakob als Unterstützungsteam gewinnen. Damit stand im Februar die Entscheidung fest und die Planung konnte beginnen. Das große Ziel: Der Start in Trondheim am 21. Juni um 21:21 Uhr und wenige Stunden später der Zieleinlauf in Oslo. Wir waren alle zwar einigermaßen trainiert, aber solch eine Anstrengung kannten wir alle nicht. Daher hieß es in den nächsten Monaten „Trainieren, Trainieren und nochmal Trainieren!“.

Mit dem Beginn der Sommerferien war es dann soweit. Wir machten uns mit Zwischenstopps in Dänemark, auf der Fähre und in Lillehammer auf den Weg nach Trondheim. Nach einer anstrengend und mehrtägigen Fahrt kamen wir am 21. Juni ein paar Stunden vor dem Start in Trondheim an. Schnell haben wir noch unsere Startnummer abgeholt und einen Stadtbummel gemacht bevor es endlich losging. Pünktlich um 21:21 Uhr machten wir uns mit 60 weiteren Sportlern in unserer Startgruppe auf den Weg.

Der Anfang rollte sehr gut und wir kamen schnell voran. Doch dann kam das, was nicht kommen sollte: Starkregen. Zu diesem Zeitpunkt hatten wir erst ca. eine Stunde geschafft und bis zur nächsten Pause hatten wir noch 5 Stunden vor uns. Dort kamen wir völlig durchnässt und erschöpft an. Wir froren und konnten uns nicht einmal mehr selbst ausziehen. Nachdem wir uns über eine Stunde aufgewärmt hatten, gingen konnten wir uns motivieren nochmal auf das Fahrrad zu steigen. Ohne die Hilfe unserer Begleitung wäre hier Schluss gewesen.

Auch wenn sich das Wetter besserte und die Temperaturen langsam von 0 °C auf 20 °C stiegen, kam wartete das nächste Problem schon auf uns. Es war mittlerweile 4 Uhr morgens und wir waren seit über 20 Stunden wach. Es gab des Öfteren Momente, in denen uns die Augen auf dem Fahrrad zufielen. Müde und im Schneckentempo kämpften wir uns zur nächsten Pause.

Komischerweise war die Pause der Startpunkt für gute Laune. Die Sonne schien und es war angenehm warm. Dadurch stieg unsere Motivation und wir legten richtig los. Die nächsten Stunden lassen sich recht einfach zusammenfassen: „Treten, Pause, Essen, Trinken und wieder von vorn“. Nach 541 km und 27:24:57 Stunden ohne Schlaf erreichten wir das Ziel in Oslo. Völlig erschöpft wurden wir ins Hotel gefahren und machten uns am nächsten Tag wieder auf den Weg Richtung Berlin.


Mir fällt es schwer, das Erlebte in Worte zu fassen, es war einfach ein unbeschreibliches Erlebnis. An dieser Stelle möchte ich mich zum einen bei Greta, Jolin und Jakob bedanken, ohne die das ganze nicht möglich gewesen wäre, und zum anderen bei Christian, Volker und Tobias für die kranke Nummer.


Lukas Wollschläger

[1] https://de.wikipedia.org/wiki/Styrkeprøven